21. Juni 2017

Auch mit 70 noch Spaß

Helmut Etschenberg, der Aachener Städteregionsrat und Ex-Präsident der Zukunftsinitiative Eifel, feierte runden Geburtstag – Mit 15 Jahren hat er seine Ausbildung beim Kreis Aachen begonnen – Eine Würdigung von Jutta Geese in der Eifeler Zeitung und Teile eines Sommerinterviews der Zukunftsinitiative Eifel

Aachen/Eifel – Helmut Etschenberg, der Aachener Städteregionsrat und Ex-Präsident der Zukunftsinitiative Eifel (ZIE), hat am Dienstag sein 70. Lebensjahr vollendet. Die Aachener beziehungsweise Eifeler Zeitung würdigt den langjährigen Monschauer Stadtdirektor und Kreisdirektor mit die gesamte Eifel betreffendem Engagement mit einem Bericht von Jutta Geese.

„Andere in seinem Alter genießen schon lange ihr Leben als Pensionäre und sind froh, den Berufsstress hinter sich gelassen zu haben“, beginnt die Autorin: „Helmut Etschenberg aber sitzt noch immer jeden Tag an seinem Schreibtisch, leitet eine Verwaltung mit rund 2100 Beschäftigten, verantwortet einen Jahresetat von 700 Millionen Euro, ist Initiator regionaler und grenzüberschreitender Zusammenarbeit und zieht vor und hinter den Kulissen die Strippen zur Fortentwicklung der Städteregion.“

Mit 32 Jahren Stadtdirektor

Etschenberg hatte 1963 im Alter von 15 Jahren seine Verwaltungsausbildung beim Kreis Aachen begonnen. Schon in jungen Jahren wurde der heutige Städteregionsrat persönlicher Referent von zwei Oberkreisdirektoren, mit erst 28 Jahren Kreissozialamtsleiter und mit 32 Stadtdirektor von Monschau.

1993 kehrte er zurück aus der Stadt- in die Kreisverwaltung, wurde Kreisdirektor und Sozialdezernent. Zweimal wurde Etschenberg in dieser Position vom Kreistag wiedergewählt. Im April 2009 wollte er nach 46 Berufsjahren eigentlich in Pension gehen, aber dann rief man ihn als Verwaltungschef und politisches Oberhaupt der neugebildeten Städteregion, einem Zusammenschluss von Stadt und Kreis Aachen, den er selbst mit vorbereitet hatte.

Etschenberg sprang nach Rücksprache mit seiner Frau Anita anstelle des Baesweiler Bürgermeisters Dr. Willi Linkens ein. In einem Gespräch mit der Aachener Zeitung sagte er damals: „Ich weiß, was ich mir aufhalse. Aber wenn ich etwas mache, dann mache ich es ganz.“ Und da er nach der ersten Wahlperiode noch nicht alle seine Ziele erreicht sah, stellte sich Etschenberg 2014 zum zweiten Mal dem Wählervotum. „Es gibt schon noch ein paar Dinge, die ich anstoßen will“, sagte er damals, und: „Die Aufgabe macht mir jetzt richtig Freude.“

Naturerlebnisregion Nr. 1

„Daran hat sich bis heute nichts geändert“, kommentiert Jutta Geese in ihrem Bericht. Die Eifel sah der damalige Präsident der Zukunftsinitiative Eifel in einem Interview mit Sven Larres und Manfred Lang „auf dem Weg zur Naturerlebnisregion Nummer Eins in Mitteleuropa“. Nationalpark Eifel, Naturparks und Tourismus florierten auf hohem Niveau. Ravel-Route und Eifelsteig seien weltberühmt, Dauner Maare, Laacher See und Hohes Venn lockten zahlreiche Touristen an. Die Eifel sei „in“, „angesagt“, „sexy“.

Die heimische Wirtschaft sei gut aufgestellt – es gebe kaum Gründe abzuwandern. Ganz im Gegenteil: Auch junge Leute sollten zukünftig in der Eifel bleiben, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wo andere Urlaub machen. Etschenberg im Sommerinterview vor vier Jahren: „In Zukunft wird es im Gegensatz zu heute noch eine Menge qualifizierter Arbeitsplätze mehr geben – in unserer Region gibt es schon heute zahlreiche sogenannte »Hidden Champions“. Dank EDV wird das Arbeiten zudem zunehmend auch von zu Hause aus möglich sein.“

Die Interviewer der Agentur ProfiPress wollten von dem Mann an der Spitze des Zusammenschlusses von zehn Eifelkreisen, 52 Kommunen, der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und von acht Wirtschaftskammern damals wissen: „Wo steht die Zukunftsinitiative Eifel in zehn Jahren?“

Die Antwort klang ernüchternd: „Ich glaube, dass die Zukunftsinitiative Eifel dann nicht mehr in der Form existiert wie heute. Das ist schade, weil die Eifel Netzwerke sucht und braucht, um weiterzukommen.“ Wenn die Zukunftsinitiative Eifel in der Form nicht überleben sollte, dann werde man die Ursachen im fehlenden oder mangelnden Willen der politischen Entscheidungsträger zu suchen haben. Etschenberg: „Es gibt noch zu viele Grenzen; nicht mehr in der Realität, aber in den Köpfen“.

Lambertz, Etschenberg, Thiel

Helmut Etschenberg war Vorgänger des amtierenden Zukunftsinitiativen-Präsidenten Heinz-Peter Thiel, der seit dem 1. April 2013 auch Landrat des Vulkaneifelkreises ist. Vorgänger Etschenberg war der damalige ostbelgische Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz.

An guten Anfängen habe es seit der „Bitburger Erklärung“ der Kammern und der Gründung der Zukunftsinitiative Eifel 2005 nicht gefehlt, sagte Helmut Etschenberg im Sommerinterview 2013: „Die ersten Eifelkonferenzen in Vogelsang, Heimbach, Rurberg oder St. Vith zu gemeinsamen, die ganze Eifel bewegenden Themen waren ein voller Erfolg. Die Idee, alle 53 Eifelbürgermeister ebenfalls zu jährlichen Tagungen zusammenzurufen, war ein wichtiger Schachzug, die Kommunen als Bindeglieder zu den Menschen in das eifelweite Zweckbündnis der Kreise und Körperschaften einzubeziehen.“

Die Aufbruchsstimmung in der internationalen Eifelregion wurde tatsächlich dazu genutzt, Partnerschaften für die fünf Handlungsfelder „Kultur und Tourismus“, „Wald und Holz“, „Landwirtschaft“, „Handwerk und Gewerbe“ sowie „Technologie und Innovation“ aufzubauen. Allerdings mit unterschiedlichem Erfolg, so Etschenberg: „Der Tourismus, eines der fünf Aufgabenfelder der Zukunftsinitiative Eifel, ist eine Erfolgsgeschichte.“

Der jetzt 70-jährige Helmut Etschenberg hat einen starken Eifelbezug. Er ist zwar gebürtiger Aachener, lebt aber seit 35 Jahren in Monschau. Die Mutter kam aus Miescheid in der heutigen Gemeinde Hellenthal (Kreis Euskirchen). Helmut Etschenberg und sein Bruder waren in den Ferien sehr oft bei der Großmutter auf dem Bauernhof in Miescheid.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse dort waren, wie auch zu Hause in der eigenen Familie in Aachen, nicht die besten, aber man entwickelte im ausbleibenden Überfluss ein Wertekostüm und lernte soziale Verantwortung, man hielt zusammen. Das hat sich bis heute gehalten. Helmut Etschenberg engagierte und engagiert sich „nebenbei“ auch für soziale Projekte und Einrichtungen.

Etschenberg besuchte bei Ferienaufenthalten in der Eifel zeitweise die einklassige Volksschule in Miescheid, spielte und arbeitete mit den Dorfkindern nach den Kriegsjahren auf dem Feld und erfuhr den Reichtum des Landes gegenüber der Stadt bei Kartoffelernten und Hausschlachtungen, wenn er von dem Überfluss mit in die Dom- und Kaiserstadt Aachen nehmen konnte.

Bewachte Grenzen und Zollkontrollen

Wenn der Bus dann auf der Ramscheider Höhe am Schlagbaum nach Belgien gestoppt und gefilzt wurde, erlebte der junge Helmut Etschenberg früh und nachdrücklich die territoriale Zerrissenheit der Eifel. Für ihn ist es noch heute ein ganz anderes Gefühl, über die unsichtbare grüne Grenze zu seinen Gefährten in der Zukunftsinitiative Eifel nach Eupen oder St. Vith zu fahren, wie für jüngere Zeitgenossen, die die scharf bewachten Grenzübergänge und Zollstreifen im deutsch-belgischen Grenzgebiet nie erlebten.

Bei seinen Besuchen bei Oma, Vettern und Cousinen im Hellenthaler Höhengebiet lernte Helmut Etschenberg auch die Schönheit der Eifeler Natur und die Faszination der Landschaft während der Jahreszeiten kennen und lieben. „Es ist auch dieser Zauber, der mich bis heute nicht losgelassen hat“, berichtete der Städteregionsrat. Eine Bindung an den Landstrich entstand, die ihn nebenbei auch davor bewahrt hat, einzustimmen, wenn irgendwo über die Eifel und die Eifeler hergehalten wurde.

„Wer die Eifel nach vorne bringen will, der muss schon einen langen Atem mitbringen“, erfuhr der 70-Jährige während seiner gesamten Laufbahn. Ihm sind auf dem Weg Arroganz und Geringschätzigkeit begegnet, aber auch viele Menschen, die gemeinsam für die Eifel eintreten. Insgeheim nahm er sich vor, das Image der Eifel solle sich ins Gegenteil verkehren, und er selbst wollte daran mitwirken.

Dass der Tourismus die entscheidende „Stellschraube“ werden würde, ahnte er früh. Anfang der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts hob Helmut Etschenberg gemeinsam mit den Stadt- und Gemeindedirektorkollegen Armin Ahrendt (Bad Münstereifel) und Hans Henn (Blankenheim) von Monschau aus das „Euro Ferienland Eifel“ aus der Taufe.

Der damalige Kölner Regierungspräsident Dr. Franz-Josef Antwerpes ermutigte die Troika, aus diesem „Nest“, dem „Euro Ferienland Eifel“, die Touristik-Agentur Eifel zunächst mit Sitz in Bad Münstereifel und später in Prüm zu entwickeln.

Helmut Etschenberg wurde ihr Vorsitzender, initiierte mit dem Bitburg-Prümer Landrat Roger Graef den länderübergreifenden Zusammenschluss der Agentur mit Rheinland-Pfalz und blieb Chef des Agenturvorstands bis vor zwei Jahren, als er den Platz auf der Brücke neben dem hochgelobten Tourismus-Lotsen Klaus Schäfer für den Dürener Landrat und ZIE-Mitstreiter Wolfgang Spelthahn freimachte.

pp/Agentur ProfiPress




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Klaus Schäfer
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