23. September 2016

Matronenstein wurde christlich „zweckentfremdet“

Weihestein des Matronenkultes in der Pfarrkirche Weyer ist eines der Highlights bei der 10. Archäologietour Nordeifel

Nordeifel/Mechernich-Weyer – Für einiges Aufsehen sorgte 1991 ein überraschender Fund bei Renovierungsarbeiten in der Pfarrkirche St. Cyriakus in Weyer: Ein Matronenstein war in der vorderen rechten Ecke des Altarunterbaus eingebaut. Dieser Stein ist eines der Highlights der diesjährigen „Archäologietour Nordeifel“.

Der den römischen Muttergottheiten geweihte Inschriftenstein aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. befindet sich nach wie vor in der Kirche in Weyer. Dort trafen sich jetzt die Verantwortlichen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), der Stadt Mechernich und der übrigen teilnehmenden Kommunen sowie der Nordeifel Tourismus GmbH, um in einer Pressekonferenz das Programm der Archäologietour vorzustellen. Die Veranstaltung, die ins Leben gerufen wurde, um zum einen die Denkmäler in der Region in den Fokus zu rücken und zum anderen den Tourismus in der Eifel anzukurbeln, feiert ein kleines Jubiläum, denn sie findet am Sonntag, 2. Oktober, von 10 bis 18 Uhr, zum zehnten Mal statt.

Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick begrüßte die Teilnehmer dazu nicht nur im „höchstgelegenen Ort des Mechernicher Stadtgebietes“, wie er betonte, sondern – mit Blick auf die spannende und von Legenden umrankte Geschichte der Kirche – auch an „einem interessanten Ort“. Das Für und Wider der Archäologietour sei heute kein Thema mehr, warf Schick einen Blick zurück. Vielmehr sei die Rundreise durch die Zeiten, die stets am ersten Sonntag im Oktober stattfindet, heute ein fester Termin im Veranstaltungskalender und zudem ein wichtiger Aspekt für den Tourismus, der „Konjunkturspritze für die Region“.

Auch nach zehn Jahren, so Schick, habe er keine Sorge, dass der Stadt Mechernich die Themen für die Archäologietouren in Zukunft ausgehen könnten. Dies konnte Prof. Dr. Jürgen Kunow, Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, nur bestätigen: „Hier herrscht wirklich kein Mangel an Denkmälern.“ Durch die Archäologietour sei es gelungen, in der Region das Bewusstsein für diese Denkmäler zu stärken und zugleich als touristische Ziele zu profilieren. Ein dickes Lob sprach Kunow den Kommunen, Vereinen und Bürgern aus, die den Tag vor Ort mitgestalten würden. „Nur so kann das funktionieren.“

In Weyer beispielsweise bietet das Vereinskartell zwei Kinderaktionen an. Unter dem Motto „Was steht denn da?“ findet eine Kinderrallye in und um die Kirche statt. Außerdem können Kinder ihren eigenen Matronenstein in Gips kreieren. Im zirka 50 Meter von der Kirche entfernten Bürgerhaus übernimmt ebenfalls das Vereinskartell die gastronomische Versorgung der Tour-Teilnehmer und bietet frische Eifeler Reibekuchen zur Stärkung an. Die Betreuung vor Ort übernehmen Sabine Wahlen, Teamleiterin Tourismus und Kultur bei der Stadt Mechernich sowie die LVR-Mitarbeiter Steve Bödecker, Eugen Rung und Sandra Gostelli, die Führungen anbieten werden.

LVR-Archäologin Dr. Ulrike Müssemeier stellte die Stationen der Tour vor, die vom Fels im Steinbruch „Kaninhecke“ bei Nettersheim mit Fossilien aus dem Mitteldevon über die Burgruine in Dahlem-Kronenburg mit Burgsiedlung und Gartenterrassen, die Pfarrkirche St. Stephani Auffindung mit Präsentation der aktuellen Ergebnisse der Bauforschung und Ausgrabungen in Zülpich-Bürvenich, die Pingen als Relikte des Eisenerzbergbaus in Kall-Golbach und den heute als Bodendenkmal geschützten Synagogenstandort in Hellenthal-Blumenthal bis nach Weyer reicht. Eine komplette und geführte Rundfahrt gibt es in fünf bereits ausgebuchten Tourbussen der RVK. Wer hingegen individuell anreist, muss sich nicht anmelden, der Eintritt ist überall frei.

Zum Abschluss erzählte Ulrike Müssemeier mit einem Schmunzeln, dass der Ort seinerzeit den Matronenstein nach seinem Fund partout nicht „herausrücken“ wollte. „Um zu verhindern, dass die Landespfleger in Besitz des Steines kommen, erteilten sie dem Kollegen von der Denkmalpflege-Außenstelle in Zülpich Hausverbot“, berichtete sie. So steht der Matronenstein, der so gut erhalten ist wie kaum ein zweiter, also heute noch im Original in Weyer. Das Landesmuseum in Bonn musste sich mit einem Abdruck begnügen.

Nicht nur für die Archäologietour soll er besonders in Szene gesetzt werden, verriet Sabine Wahlen. Dafür soll er von der Wand abgerückt werden. Mit Hilfe eines Spiegels und einer Beleuchtung soll die Rückseite des Steins sichtbar gemacht werden. Denn auf dieser befinden sich nachantike Veränderungen, die belegen, dass er im christlichen Zusammenhang genutzt worden ist: In den vier Ecken und in der Mitte sind Kreuze eingeritzt, außerdem gibt es eine Vertiefung in der Mitte, die einst verschlossen war und der Aufnahme einer Reliquie diente. Die Vorderseite hingegen zeigt drei sitzende Göttinnen und eine typische Weiheschrift, wie sie in der römischen Provinz üblich war. Vermutet wird, dass der Stein aus Nöthen stammt. Indizien für einen Matronenkult in Weyer, so Müssemeier, gebe es nicht.

Weitere Informationen erhalten Interessierte im Internet unter www.archaeologietour-nordeifel.lvr.de sowie telefonisch unter Info-Telefon 0228/9834-0.

pp/Agentur ProfiPress




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Klaus Schäfer
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