3. September 2016

Ein Autor in der Lebenskrise

Frank Goosen las im Clara-Fey-Gymnasium aus seinem aktuellen Roman „Förster, mein Förster“ – Veranstaltung im Rahmen des Literaturfestivals Lit.Eifel – Fragerunde im Anschluss der Veranstaltung

Schleiden – Früher war alles besser. Das Essen war schmackhafter, die Filme besser, die Musik sowieso und die Luft, die war luftiger. Glaubt man Frank Goosen, ist das aber doch alles nur nostalgische Verklärung, denn früher, so verkündet er es am Donnerstag zu Beginn seiner Lesung im Rahmen der Lit.Eifel im Clara-Fey-Gymnasium in Schleiden, da war man vor allen Dingen eines: jünger. Und das früher wirklich nicht alles besser war, demonstriert der Verleger Ralf Kramp, der als Mitglied des Programmbeirats der Lit.Eifel Goosen vorstellt, anhand der Kino-Jahrescharts aus dem Jahr 1971. Auf Platz 1: „Der neue Schulmädchenreport“, gefolgt von weiteren schlüpfrigen Reporten.

Früher war alles besser denken aber die meisten der Protagonisten in Goosens aktuellem Buch „Förster, mein Förster“ tatsächlich. Besonders Brocki, von Beruf Lehrer, ist irgendwann der Bezug zum modernen Leben abhandengekommen, so hält er VHS-Videokassetten immer noch für den letzten Schrei. So ist das eben mit Menschen in der Lebenskrise, weil der 50. Geburtstag ansteht. Goosen, selbst im Mai erst 50 geworden, gibt dann auch freimütig zu: „Ich kenne zwangsweise einige Menschen in dem Alter.“ Und auch wenn er in seinem Roman die Klischees der 50-Jährigen bediene, „irgendwo müssen die ja auch herkommen.“

Die rund 25 Besucher der Lesung lernen die etwas seltsamen Charaktere in dem Buch an diesem Abend besser kennen. Da wäre natürlich die Hauptfigur Förster, ein Autor mit Schreibblockade, der bei seinem neuesten Werk nicht über den ersten Absatz hinauskommt, Försters Kumpels Fränge und Brocki, der wohlstandsverwahrloste Jugendliche Finn sowie Försters Nachbarn, der pensionierte Polizist Dreffke sowie die verwirrte Frau Strobel. Sie alle machen sich in einem VW Bulli auf zu einem Trip an die Ostsee.

Der Bochumer Bestseller-Autor beschränkt sich bei seinem Vortrag – bis auf eine Ausnahme zum Schluss der Lesung – auf die Anfangskapitel des Buches mit der Vorstellung der Hauptfiguren. Auffällig auch, dass er vor allen Dingen die urkomischen, teils absurden Dialogszenen vorliest. Das geschieht aber bewusst, wie Goosen hinterher in einer Fragerunde dem Publikum erläutert: „Ich mag diese Passagen bei Lesungen, sie sind perfekt, um Tempo zu generieren.“ Das Publikum zu unterhalten ist das erklärte Ziel des Kabarettisten – und es gelingt ihm spielend. Die Zuschauer, darunter auch der Lehrer Christoph Leisten, der für die Ausrichtung des Leseabends verantwortlich war, spendeten immer wieder Beifall. Natürlich hat „Förster, mein Förster“ auch ruhige Passagen. Aber mit denen sollen sich Goosens Leser alleine auf der Couch befassen.

In 75 Minuten ohne Pause trägt Goosen sieben Kapitel aus seinem 54 Kapitel umfassenden Roman vor. Ganz besonders witzig ist ein Abschnitt, der fast ausschließlich aus E-Mails besteht. Hier bricht er bewusst mit Schema F. „In dem Buch gibt es noch mehrere abweichende Textformen, etwa SMS, ein Theaterstück oder ein Drehbuch“, sagte Goosen.

Nähe zum Publikum baut der Autor dadurch auf, dass er zwischendurch immer wieder persönliche Anekdoten erzählte. So verkündete er, passend zur Location in einem Gymnasium, dass er sein Abitur weder nach G8- oder G9-Modus, sondern nach G10 gemacht habe. Die Gründe für seine Ehrenrunde in Klasse 10? „Mathe, Latein, Französisch und Claudia“, so Frank Goosen. Diese Jugendliebe des Autors kennen Fans aus seinem Buch „Mein Ich und sein Leben“.

In der Fragerunde gab Goosen viel von sich, seiner Arbeit und zukünftigen Projekten preis. So schreibt er Bücher mittlerweile hauptsächlich deshalb in der dritten Person, weil der Leser ansonsten denkt, dass alles im Buch Goosen selbst passiert sei. „Dabei ist Fantasie in meinem Job nicht hinderlich“, scherzte er. Auch davon, dass derzeit gleich drei Verfilmungen seiner Romane und Geschichten umgesetzt würden, erzählte er dem Publikum. So können sich Fans auf im November auf „Radio Heimat“ und Mitte nächsten Jahres auf „Sommerfest“ von Sönke Wortmann freuen. Außerdem beginnen im Februar die Dreharbeiten zu „So viel Zeit“ mit Jan Josef Liefers und Til Schweiger in den Hauptrollen.

Auch über die Arbeit als Autor spricht er. Der größte Teil seiner Kollegen könne, im Gegensatz zu ihm, nicht vom Schreiben leben. Und dann gibt er zu: „Ich habe im meinem ganzen Leben noch nie richtig gearbeitet – und das habe ich auch nicht vor.“ Und das, obwohl im Ruhrgebiet Arbeit quasi vergöttert werde – was er rundherum ablehnt.

Nach der Fragerunde signierte Goosen am Büchertisch der Buchhandlung Lesezeichen aus Hillesheim noch das ein oder andere Buch und hielt einen kurzen Plausch mit den Besuchern.

pp/Agentur ProfiPress




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Klaus Schäfer
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